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Vers 1 - "Der König der Könige"

Das Licht beschien die Weiten um Wanzgar. Die Sonne schien, als hätte sie nie etwas anderes getan, und Pegaron, derKönig der Könige, war erfreut, in seinem Alter noch einen solchen Tag erleben zu dürfen. Er kniete in seinem Garten,wie es schon sein Vater und der Vater seines Vaters getan hatten und betete, denn der gütige Zei betrachtet dies alles, das Jegliche, als sein legitimes Reich. Und dazu gehöre alles, auch der Garten in dem die Vögel sangen und der Wind sich sanft in den Blättern wiegte.

Zei beschützt das Jegliche. Er beschützt alles, was sich darin befindet. Das Jegliche beinhaltet alles, was existiert. Erde, Meere, Himmel, Sonne und Sterne, auch der Garten des Pegaron, des Königs der Könige. Das Jegliche befindet sich im Inneren des Kristalls, welcher die gesamte Erdscheibe umschließt. Wanzgar ist das Land des Friedens, das Land des Zei. Zei herrscht über das Innere des Kristalls und den Kristall selbst. Das Äußere aber wird von den Wesen der Dunkelheit beherrscht. Finstere Dämonen und böse Geister sind nur die Geringsten unter ihnen.

Vers 2 - "Der Neue König"

Es war eine friedliche Welt, die Pegaron regierte. So sah er hinauf zum Himmel und das Blau eines schönen Tages schien ihm in sein altes, aber lächelndes Gesicht. Bald begann es zu dämmern und es trieb Pegaron ins Haus zurück. Tag und Nacht zeigen den stetigen Wechsel zwischen Gut und Böse, Hell und Dunkel. Pegaron ließ seine Lampen erstrahlen und er ließ Kerzen anzünden, die seinen Palast in hellem Glanze erstrahlen, ließen. Pegaron ging noch einmal hinaus. Den König der Könige schien etwas zu beunruhigen. Er ging in die angenehme Kühle des lauen Sommerabends, doch als er in den Himmel aufblickte, erschlug ihn fast die Kälte.

Ein gewaltiger Riss ward mit lauten Donnerhall in den Himmel geschlagen. Blutig rote Wolken zeigten sich vor dem Spalt der dunkelsten Finsternis, die je ein Mensch zu sehen bekam. Doch die Dunkelheit Verschwand und etwas quoll durch jenes Loch. Hindurch kamen die Heerscharen der Finsternis, die nur darauf warteten, den Kristall für sich zu nehmen. Pegaron ging auf die Knie, um zu Zei zu beten, als ein gewaltiger Flügelschlag ihn aufblicken ließ.

Es offenbarte sich ihm die Gestalt eines riesenhaften roten Drachen. "Du bist also der König der Könige", sprach dieser. "Dies kann ich mit Recht behaupten", sagte Pegaron und bot seinem Gegenüber trotzig die Stirn. "Von nun an werde ich diesen Titel tragen", grollte der Drache als Pegaron aufstand, in seinen uralten Jahren und würdevoll ein letztes Mal sein Schwert zog. "Nichts wirst du bekommen, Prinz der Dunkelheit. Zei ist mit mir und er wird über dich richten." Das Wesen vor ihm baute sich auf 20 Klafter Höhe auf und lachte boshaft.

Über die Beiden hinweg zogen hunderte und aber hunderte dunkler Schwingen, und Pegaron wusste, sein Ende war gekommen. "Wer weiß, ob nicht das, was wir Leben nennen, Sterben heißt und Sterben Leben bedeutet", so lächelte er und stürmte mit dem Schwerte voran auf den Drachen zu. Aber der J’aav, den Andere auch Muur nannten, löschte mit einem gewaltigen Feuerstoß das Leben des Pegaron, des Königs der Könige aus.

Vers 3 - "Die dunkle Zeit"

Es war die Zeit, die man das "Große Chaos" nennt. Ein einsamer Reiter ritt auf einem weißen Pferd quer über das Firmament. Mit Mühe, aber dennoch ohne Hast, bahnte er sich seinen Weg quer durch die Horden seiner Feinde und viele der dunklen Schwingen flogen nicht mehr. Sie fielen zu Boden, wo sie reglos liegen blieben. Ohne zu zögern ritt der Reiter auf das Loch im Kristall zu und Verschloss es.

Zurück blieben jedoch viele dunkle Gestalten auf der Erdscheibe, den dunklen Mächten von außerhalb aber ward Einhalt geboten. Doch auf der Erde wuchs die Macht des Bösen. Einst fruchtbare Landschaften verwandelten sich zu giftigen Wüsten. Zwietracht wuchs unter den Menschen, Uneinigkeit und Neid ließen Kriege entflammen. So zogen die Heerscharen der Dunkelheit ungehindert über das Land und brachten Unheil und Verderben mit sich.

Vers 4 - "Zobas Unglaube"

Einzig Dermion, ein König der Menschen, stellte sich der Finsternis. Und im Glauben an Zei, den Herrn, rief er auf gegen die Dunkelheit zu streiten. So sammelten sich unter seinem Banner Streiter aus allen Ländern der Menschheit zur Armee des Lichtes. Es kamen Könige mit ihren tapfersten Fürsten, doch auch einfaches Volk schloss sich Dermions Zug an. Auch Arlion, Dermions Sohn und erster Ritter seiner Heerscharen, war dort auf dem großen Feld vor Wanzgar, als sich die vom Kampfe gezeichneten Streiter einfanden.

Doch Uneinigkeit herrschte unter ihnen. Die Einen wollten sogleich gegen den Feind losschlagen, andere wollten abwarten, dass die Heeresmacht an Stärke wachse. Seine Mannen fragten: "Dermion, du Führer der Streitmacht des Lichts, du lässt uns Versammeln, aber warum? Sind wir nicht hier, um wider die Dunkelheit zu streiten?"

Aber Dermion sprach "Nein. Heute sollt ihr alle, Eure Krieger, eure Waffenknechte, sogar der niedrigste Schildträger, Zeuge des heutigen Tages werden, denn er wird alles verändern." Seine Mannen fragten ihn: "Dermion, was wird heute geschehen?" Und Dermion antwortete nur: "Ein Wunder." Siehe da, sie Verstummten. Nur Merwan K’ener, der Sohn Norcs, der König von Zoba, wandte sich ab und zog mit seinen Truppen von dannen.

Vers 5 - "Das Anlangen der Heiligen"

Zur Tagesmitte, erschien ein gleißend Licht über dem großen Feld vor Wanzgar und die Krieger des Lichts wichen zurück, eben wie ihre Führer, nur Dermion, gefolgt von seinem Sohn Arlion, schritt auf das Licht zu. Demütig auf die Knie sanken Dermion und Arlion unter einem Raunen ihrer vielen tausend Mannen und diese taten es ihnen gleich. Und das Licht tat sich auf und heraus schritten zwei Menschen, eben wie sie.

Einer, sein Alter nicht zu schätzen, ob äußerlich jung an Jahren, doch Weisheit und Wahrheit in seinen Augen, die ihn um so Älter aussahen ließen, in einer glänzend Rüstung, die ein stolzes Dreieck auf der Brust zierte, welches ward umgeben von drei Kreisen, die mittig der Geraden Eleganz und Anmut vertraten. Wiederholt war das Zeichen auf den Schultern und seinem strahlenden Helm aus hell schimmerndem Metall. Und er hielt ein Schwert in seinen Händen, welches noch zu Tage in einem Glanz erstrahlte, dass es des Nächtens weithin zu sehen sein musste. Zu seines Rückens rechter Seite trug er einen Schild, nicht edel, sondern zweckmäßig. Der Heilige nahm seinen Helm ab und so sahen die Männer das schlichte schwarze Stirnband, welches seinen Kopf zierte.

Der Mann neben Ihm, einer von alter Gestalt mit weißem Haar, doch jung und voller Kraft in seinen Augen, erschien den Kriegern nicht in Rüstzeug, einzig trug er ein einfaches, langes, wollenes Gewand, in welchem aber auch in feinster, da gottgearteter Arbeit das selbige Zeichen hineingewebt war. In seinen Händen trug er einen hölzernen Stab.

Zei sandte den heiligen Roger, seinen obersten Heerführer, sowie den heiligen Roman, seinen weisesten Gelehrten, auf das Erdenrund, wo sie sich als Sterbliche manifestierten, um das Böse zu zerschmettern und die Botschaft des Zei zu verbreiten.

Die Heilligen schritten auf Dermion zu, den Heerführer der Armee des Lichtes, und Arlion, seinen Sohn. "Wir wurden gesandt von Zei, dem Herrn." sprach der Mann in den langen wallenden Gewändern. Demütig fiel Dermion auf die Knie und sprach inbrünstig: "Ich bin Dermion, der Heerführer der Streitmacht des Lichtes! Gepriesen sei Zei in seiner Gnade".

"Erhebe dich, Dermion!", sprach der heilige Roman leise und blickte auf den Mann hinab. "Und sage den Männern, sie sollten sich erheben! Denn wir, die wir nun hier sind, sollen nicht besser sein als Ihr, denn wir haben ein gemeinsames Ziel." Und Dermion erhob sich aus dem Staube und Arlion tat es ihm gleich. Ebenso die Heere des Lichtes, die nun in ihrer ganzen Würde auf dem großen Felde standen. So huldigten die Heere der Menschen dem himmlischen Heerführer. Da trat der heilige Roger hervor und blickte Dermion in die Augen. "Dermion, Führer der Armeen des Lichtes, zeige mir das Heer, auf dass wir es gemeinsam stärken.“ Dermion nickte demütig und sie nahmen die Heerschau auf.

Der heilige Roman aber ging durch die Menge, die sich vor ihm auftat. Er trat auf eine junge Frau zu, die nicht zurückwich, sondern zum Erstaunen der Krieger stehen blieb und ihn anblickte. Der Heilige blieb stehen und sprach wie selbstVerständlich. "Du bist die, die sie Jendara nennen?" Die Frau hielt dem Blick des alten Mannes stand, der sie nun anblickte, und sagte. "Ja, die bin ich, Herr." "Das ist gut" sagte er. "Ich weiß", entgegnete die junge Frau schlicht und zusammen erklommen sie einen Felsen, auf dem sie für alle weithin sichtbar bis tief in die Nacht saßen und miteinander sprachen.

Vers 6 - "Dermions Frieden"

Der heilige Roman schritt durch die Reihen der Verwundeten und erblickte Dermion, neben einem Krieger kniend, um ihm Wasser anzureichen. „Nur Mut, treuer Alwis, den Tod brauchst du nicht zu fürchten.“ Dermion wandte sich ab und ob seiner Worte überlief ihn ein kalter Schauer. So trat der Heilige ganz an Dermion heran, denn er erkannte den Schrecken in seinen Augen.

Milde sprach er zu ihm: "Deine Worte sind voller Wahrheit, Dermion, warum schenkst du ihnen selbst keinen Glauben? Wie der Tag vergeht, so vergehen auch die Menschen, es ist der Lauf der Dinge. Doch wer in seiner Zeit recht und wahr gehandelt hat, muss nicht fürchten was kommen mag, denn er wird das Licht Zeis immerwährenden Tages sehen. Auch du wirst sehen, also fürchte nicht was kommt." Verstehend nickte Dermion, denn nun wusste er, dass Zei den Lauf der Dinge bestimmt und die Geschicke der Menschen lenkt, wie es richtig ist. Er verneigte sich vor Roman, bis seine Stirn den Boden berührte, denn ihm war Frieden geschenkt worden.

Als der heilige Roger am nächsten Morgen sein Zelt verließ, sah er eine Schar elfischer Krieger, die sich von der aufgehenden Sonne her näherten. Er schritt ihnen entgegen und als sie ihn sahen verneigten sie sich vor ihm und der Älteste unter ihnen sprach: "Ich bin Aldion Silberwald. Wir sind gekommen, um die Finsternis aus dieser Welt zu vertreiben. Weise uns einen Platz in deinen Reihen.“ Und der Heilige sprach: „ Seid uns willkommen, reiht euch ein und wappnet euch."

Vers 7 - "Der Blick gen Osten"

Als der Roman auf den Wehrgang der alten Feste trat, sah er Roger, dessen Blick gen Osten in die Ferne gerichtet war. "Soll ich diese Menschen wirklich gen Osten führen, Roman? Was wird sie dort erwarten?" Der heilige Roman nickte nur leicht. "Auch unsere Gemeinen müssen lernen zu helfen wo es nötig ist, sonst hat ihr Glaube keinen Wert." "Was, wenn sie noch nicht bereit sind?", erwiderte der heilige Roger.

"Zweifel, Roger", sprach Roman, "Zweifel sind der Weisheit Anfang, nicht ihr Ende. Der Zweifel macht die Qual eines jeden nach Wahrheit Suchenden aus, aber wehe ihm, wenn die Qual ihn verlässt." "Aber die Stadt der Wahrheit kann doch nicht auf dem Sumpfboden des Zweifels erbaut werden!", gab Roger zu bedenken. "Ohne Zweifel kein Mut, denn Zei, der Herr, lässt uns durch unseren Zweifel die Wahrheit vom Falschen scheiden. So erlegt Zei uns Prüfungen, auf die nur der Mutige zu bestehen vermag. Denn das Wahre und das Mutige sind der Wille des Herrn", sprach Roman an Rogers Seite. Und am Morgen nahm sich Roger jeden dritten Mann. Dermion blieben die Übrigen, um gegen das Dunkel zu ziehen.

Vers 8 - "Dermions Tod bei Marz'onik"

Als der heilige Roger aus der Schlacht mit den Mächten der Dunkelheit zurückgekommen war, lagerte er zwei Tage in Epperon. Siehe, da kam am dritten Tage ein Mann mit zerrissenen Kleidern und mit Erde auf seinem Haupt. Und als er zu dem Heiligen kam, fiel er auf die Knie und huldigte ihm. Roger aber sprach: "Woher kommst du?" Er sprach zu ihm: "Ich sah die Schlacht. Das Volk ist geflohen und viele sind gefallen; unter ihnen auch Dermion und sein Sohn Arlion."

Der heilige Roger sprach zu dem jungen Mann, der ihm das sagte: "Bist du dir Dermions Todes gewiss?" Der junge Mann sprach: "Ich kam von ungefähr aufs Gebirge Marz'onik und siehe, Dermion lehnte sich auf seinen Speer und die Wagen mit ihren Kämpfern waren hart an ihm. Und er wandte sich um und sah mich und rief: „Wer bist du?“ Ich sprach zu ihm: „Ich bin ein einfacher Hirte, Herr.“ Und er sprach zu mir: „Tritt her zu mir und töte mich; denn mein Blick trübt sich schon, obgleich mein Leben noch in mir ist.“ Da trat ich zu ihm und gab ihm mit seiner eigenen Waffe den Tod; und ich nahm die Krone von seinem Haupt und das Armgeschmeide von seinem Arm und habe es hergebracht zu dir, Herr."

Da fasste der Heilige seine Kleider und zerriss sie, und ebenso taten alle Männer, die bei ihm waren, und sie hielten Totenklage und trauerten um Dermion und seinen Sohn Arlion und um jeden gefallenen Mann. Und der heilige Roger sprach: „Du hast Mut und Gehorsam bewiesen, du sollst mein Schildträger sein! Wie ist dein Name?“ Der Junge blickte zu Boden und antwortete schlicht „Randolf“.

Vers 9 - "Roger erobert Akai"

Und Roger zog mit seinen Männern vor Akai gegen die Dunklen Elben, die im Lande hausten, wie Maden in wundem Fleisch. Ganze Völker verendeten unter dem Joch ihrer Sklaverei. So sprach er: „Legt nieder euere Waffen und Wehr, auf dass ihr die Gnade Zeis erfahren möget.“ Sie aber sprachen zu ihm: „Nie wirst du hier hereinkommen, die Dunklen und Bösen werden dich und die Deinen in die Finsternis treiben.“

Randolf aber drang ein in die Stadt Fleron, südlich von Akai, unter schweren Verlusten; und als der Sieg noch keinesfalls gewiss schien, doch die Mauern der Stadt überwunden waren, verkündete Randolf siegessicher: "Dies ist nun Rogers Stadt!" Da sprach der heilige Roger noch in dieser Stunde: "Wer hinab steigt und die Schattenschwarzen erschlägt, die dem Herrn verhasst sind, der soll König von Fleron sein." Jelindrael Silberwald, der Sohn des Aldion Silberwald, stieg zuerst hinab und wurde König über die befreite Stadt. So ließ sich der Heilige in der Burg der Stadt nieder und nannte sie "Damar". Und Roger erkannte, dass Zei ihn zum König über Akai bestimmt hatte.

Da sammelte er seine Streitmacht vor Akai, die Elfen und Menschen, die Reiter und das Fußvolk, sie füllten die Ebene, so dass kein Fuß breit Boden mehr zu sehen war, doch waren sie in Mannstärke dem grimmen Feind noch weit unterlegen. Und der Heilige trat vor sie und ließ seinen Blick über sie schweifen und sprach: „Wir Glücklichen, die wir heute hier Versammelt sind, genügend sind wir, um unsere Sache zum Gelingen zu bringen. Nicht einen Mann mehr als euch, die ihr jetzt hier weilt, möchte ich bei mir wissen, heute, an dem Tag, an dem wir unser Blut vergießen und Akai nehmen werden. Noch in vielen Jahren wird man euch um diesen Tag beneiden, wenn ihr stolz davon berichten könnt, Akai der Dunkelheit entrissen zu haben. Wem jetzt noch bange ist, den lasse man in Frieden ziehen, denn wir brauchen keinen unter uns, der nicht mit wahrem Herzen mit uns ist. Zei, der Herr, hat diese Stadt in meine Hand gegeben, lasst sie uns nehmen.“

So drang Roger mit gepanzerter Faust mit seinen Armeen von drei Seiten nach Akai ein. Auf einen von Rogers Mannen kamen ein halbes Dutzend der Finsteren, doch Einhalt war ihnen nicht zu gebieten. Haus um Haus, Straße um Straße wichen die feigen Dunklen Elben und flohen vor den Heerscharen des Lichtes. Im goldenem Licht des jungen Tages wehten die Banner Zeis über der Stadt und die Menschen bejubelten ihre Befreiung und dankten dem Herrn Zei.

Und in diesen Tagen kamen Könige und Herrscher zum heiligen Roger, sie baten um Vergebung ob ihrer Zweifel und leisteten ihm Eid und Schwur. Mekhlet, der König von Trawinia, sandte Boten zu Roger mit Zedernholz, dazu Zimmerleute und Steinmetze, dass sie dem Heiligen seine Burg ihm zu Rechte bauten. Rangis , der König von Ost-Timuria, schickte Roger edelste Stoffe, in den hellsten und kräftigsten Farben, sowie Geschmeide von unübertroffenem Wert, um Rogers Burg und Antlitz zu schmücken. Debarus, der König von Galdan, entbot Roger seine besten Männer, Waffen und Rüstzeug, gefertigt von den fähigsten Schmieden seines Reiches, dem Licht zum Sieg zu gereichen.

Rogers Macht nahm immer mehr zu, denn Zei war mit ihm und hatte sein Königtum erhöht, um des Sieges willen. Die Söhne, die dem heiligen Roger zu Akai geboren wurden, waren Caraneb, Vinheik, Blabor, Ebwetin, Thilwag, Thorbis, Gerodo, Simiss, Gorsion, Kuron, Etfin, Karfried.

Vers 10 - "Roman überwindet die Sieche"

In jener Zeit, als Roger in Akai weilte, vernahm Roman Kunde von einer gar abscheulichen Krankheit, die in Wanzgar ausgebrochen sei. Von den Dunklen, Verderbten stammte sie, Leid und Tod brachte sie. Felder lagen brach und Städte leerten sich. Die Menschen litten unsägliche Qualen an ihren faulenden Leibern. Kein Heiler konnte helfen, kein Kraut sie lindern. Ein Jeder, der an ihr litt, verging unweigerlich.

So machte der heilige Roman sich auf, Jendara in seinem Gefolge, um die finstere Sieche zu bekämpfen. Sie wanderten viele Tage, den Berg Miralis fern im Osten als ihren Weggefährten. Viel Leid sahen sie unterwegs und Jendara war daran zu jedem einzelnen zu eilen, um Linderung zu geben. Da sprach der Heilige zu ihr: „Jendara, diese Menschen sind unsere Aufgabe nicht. Unsere Aufgabe ist es, dies Böse an der Wurzel zu packen. So wir hier jedem einzelnen uns annehmen, so mehr werden aus den Städten zu uns strömen, und Jahr um Jahr würden wir zwei hier stehen und einen nach dem anderen umsorgen, ohne die Krankheit selbst zu besiegen.“ Jendara musste dies einsehen, war Roman doch im Recht. So konnte sie nicht anders, als ihre Augen Verschließen und an der Seite des Heiligen durch die Dörfer gehen, auf die Städte zu, die das Herz Wanzgars bildeten.

Sie wanderten noch viele Tage, doch siehe, sie erreichten die Tore der Stadt, die ihr Ziel war. Schon am Tore sah der heilige Roman neben einem verbliebenem Wächter einen Heiler. So schritten sie auf ihn zu. Der Heiler sprach „Die Stadt ist nahezu leer von Menschen. Jene, die nicht dahingerafft sind, sind geflohen aus der Stadt. Besser ist es, du gingest auch! – Besser ist es, du kehrtest zurück, Heiliger, zum Heer unseres Herrn und berichtetest von alledem!“ Roman widersprach: „Ich bin hier, die Sieche zu überwinden. So vertraut auf Zei, den Herrn, und lasst euch von seinen Gaben und seiner Kraft helfen.“ Der Heiler aber sprach: „Es ist vorbei, Heiliger, das Ende ist gekommen! Wir alle werden sterben an der Sieche!“ „Achte auf dein Wort!“, mahnte Roman den Verzweifelten. „Mein Wort? Was zählt mein Wort nun, wo das Ende da ist und die Sieche über einen jeden kommt?“, fragte der Heiler. „Dein Wort ist noch immer Zei verpflichtet. Deine Wahrheit ehrt ihn, deine Lüge beschämt ihn. Zei wird Wanzgar zu keiner Zeit der Dunkelheit preisgeben.“, sprach der heilige Roman mit fester Stimme, denn er war von Zei gesandt und Zei ist der Herr. Der Heiler schwieg ihn an, sah zu Boden und Roman schritt an ihm vorbei durch das offene Tor in die siechengeplagte Stadt und Jendara war an seiner Seite.

Auf dem Weg zum Marktplatz der Stadt kamen sie an einem kleinen Hospiz vorbei. Der Heiler dort war gerade daran, einen Dahingerafften zuzudecken. Leise trat Roman näher, als er sehen musste, dass der Heiler dem Leibe das Geschmeide vom Arm und die Ringe von den Fingern nahm und rasch in eine pralle Tasche barg. „Heiliger, was führt dein Weg dich hierher in diese Stadt, denn sie ist doch verlassen von Zei?“, sprach der Heiler, als er den Heiligen sah. „Der, der sie vom Herrn verlassen glaubt, bist du!“, sprach Roman mit fester Stimme. „Du bist der, der die reichen Kranken in seine Stuben holt, nur um sie verenden zu lassen, ist es nicht so? Also sage mir, hat Zei diese Stadt verlassen, oder hast nur du dich von ihm abgewandt?“ Der Heiler schwieg und sah zu Boden, getroffen von Romans Worten und Blicken. Der Heilige verweilte nicht, ließ den Mann stehen und ging mit Jendara weiter in die Stadt hinein.

Unweit des Tempels fiel Romans Blick auf ein Zeltlager, welches errichtet war für die Siechenkranken. Das Lager schien verlassen, doch ging er auf eines der Zelte zu und schlug den Eingang auf. Darinnen saß ein Mann, neben ihm die Schüssel eines Baders und er trug das Badermesser in seiner Rechten, die Klinge schon wider seinen Leib gerichtet. Fragend sah der Bader auf. „Heiliger, was tust du in dieser Stadt? Das Volk ist dahin und die Stadt fällt der Dunkelheit anheim!“ „Seid nicht Ihr es, der Versucht, der Dunkelheit anheim zu fallen? Seid nicht Ihr es, der gerade jetzt daran denkt aufzugeben und die Dunkelheit gewähren zu lassen? Was maßt ihr Euch an, diese Entscheidung für diese prächtige Stadt zu fällen?“ Und der Bader schwieg, ließ das Messer sinken und saß da, den Blick zu Boden gerichtet.

Der heilige Roman wandte sich um und ging mit Jendara in den Tempel, wo Menschen im Gebet ausharrten, viele von der Sieche gezeichnet. Jendara begann alsbald die Siechenden zu waschen und sie zu umsorgen. Roman öffnete die Tore des Tempels weit, sodass man sehen konnte, dass man hier noch nicht aufgegeben hatte und dass man hier nicht bereit war, die Stadt der Finsternis zu überlassen.

Da trat der Bader durch die Türen des Tempels. „Heiliger!“, sprach er „gestatte mir zu helfen, ich will nicht länger den anderen auf dem Weg in die Finsternis folgen!“ Und der Heilige gewährte ihm diesen Wunsch. So trug er seine Dinge zusammen und begann, im Tempel Jendara zur Hand zu gehen.

Und siehe! Der zweite Heiler trat ein durch die Türen des Tempels. Bei sich trug er die Tasche, als er vor Roman trat. „Heiliger!“ sprach er „Ich will helfen, ein Mittel wider die Sieche zu finden. Der Tempel wird, wenn es überstanden ist, viel benötigen. Gestatte mir, das, was ich zu Unrecht von den Toten nahm, dem Tempel zu geben.“ Und der Heilige gewährte ihm den Wunsch, nahm die Tasche an sich und brachte sie hinab in den Tempelschatz, wo sie sicher verwahrt war.

Und siehe! Da kam auch der Heiler vom Tor auf den Tempel zu. Zur Buße hatte er sein Hemd zerrissen, seine Schuhe verbrannt. „Heiliger!“, flehte er „gestatte mir, der ich willens bin, meiner Lüge Wort wider der Wahrheit zu brechen, dir zu helfen. Roman nickte und sprach: „So du wahrhaft willens bist zu helfen, bist du in dieser Stunde in Zeis Hallen willkommen, doch denke immer daran, dass die Lüge der erste Schritt auf dem Weg in die Finsternis ist!“ So halfen sie den Siechenkranken Hand in Hand und siehe, am neunten Tage war die Sieche besiegt.

Vers 11 - "Roman überquert den Celon-Dûr"

So begab es sich, dass der heilige Roman mit Jendara und einer Schar an Kriegern in Richtung der Festung Akai zog, wo er den heiligen Roger, Zeis obersten Heerführer, zu treffen suchte, mit ihm viele Frauen, Männer und Kinder, die ihr Leben in den Dienst Zeis stellen wollten. Aber sie gerieten in einen Hinterhalt dunkler Mächte und viele Krieger starben bei dem plötzlichen Angriff. Doch die, die überlebten, wussten, dass sie nicht siegen konnten, denn die dunklen Wesen waren in der Überzahl. So flohen sie und nahmen den einzigen noch lebenden Verwundeten mit sich, dem aber ein böses Gift langsam die Kraft des Lebens raubte. Die bösen Wesen aber folgten ihnen, denn sie sahen, wer ihr Führer war und wussten um den heiligen Roman und wollten ihn vernichten.

Lange flohen die Verfolgten über das Land, gefolgt von den Kreaturen der Dunkelheit, bis sie an einen breiten Strom kamen. Es war der Celon-Dûr und er war breit und reißend und niemand hatte es je gewagt, ihn zu Fuß zu durchqueren. Und einer der Krieger, Yerodin, sprach: "Was können wir tun? Die Strömung ist reißend und selbst ein kräftiger Krieger würde von ihr fortgetragen werden. Doch keinen anderen Weg gibt es, denn die dunklen Kreaturen sind bereits um uns. Wir werden kämpfen und sterben müssen." Und die Krieger zogen ihre Schwerter, bereit, sich dem Feind zu stellen und ihr Leben für Zei zu geben.

Der heilige Roman aber erhob seine Stimme und sprach: "Ihr seid mutig genug für Zei ehrenvoll zu sterben und doch zweifelt ihr an seiner Macht. Denn seht, nicht alles, was tot scheint wird sterben, und nicht jede Niederlage bedeutet zu verlieren, denn wer mit Zei ist, wird niemals sterben und mit wem Zeis Macht ist, der wird immer siegen." So sprach der heilige Roman und er nahm den Verwundeten, lud ihn auf die Schultern und begann den Fluss zu überqueren. Und siehe, dort wo der heilige Roman durch den Fluss schritt, wurde das Wasser seicht und der Fluss ward nicht mehr reißend an dieser Stelle.

So folgten ihm die anderen auf das gegenüberliegende Flussufer. Als aber die dunklen Wesen ihnen nachsetzen wollten, tat sich in der Mitte des Flusses ein Strudel auf und das dunkle Heer wurde hinfort gerissen und vernichtet. "Seht, Zei ist mit uns, denn wir sind mit Zei und dem Lichte." So sprach der heilige Roman und sie alle knieten nieder und dankten dem Herrn und beteten.

Und Roman heilte jenen, der verwundet worden war, von dem dunklen Gift in seinem Blute. Und bevor sie aufbrachen segnete der heilige Roman den Fluss und sprach: "Es sollen schreiten an dieser Stelle eure Kinder und Kindeskinder über den Celon-Dûr, jede Kreatur aber, die böser Gesinnung ist, der sollen die Gewalten des Wassers nicht gnädig sein und sie sollen sie Verschlingen und nimmermehr freigeben. Und dies, solange Sonne und Mond ihre Bahn am Firmament ziehen und der allmächtige Zei seine Hände über uns hält."

Vers 12 - "Rogers Sieg über die Schattenschwarzen"

Als die dunklen Elben hörten, dass man den heiligen Roger zum König über Akai gesalbt hatte, zogen sie herauf, um sich Rogers zu bemächtigen. Roger erfuhr dies und zog nach der Bergfeste "Damar". Doch die Schattenschwarzen kamen und breiteten sich aus in der Ebene um Akai.

Da sank der Heilige auf die Knie und betete zu Zei, dem Herrn. Und siehe, ein gleißend Licht badete ihn in hellen Glanz, so dass er demütig den Kopf senkte. Als er sein Gebet beendet hatte, ließ er Jelindrael Silberwald zu sich rufen. „Sobald der erste Strahl der Sonne die Zinnen berührt, ziehe hinaus und schlage los, denn dann ist Zei ausgezogen vor dir her, zu schlagen das Heer der Schattenschwarzen." Und Rogers Heerschar trat den Finsteren mutig entgegen, und im Vertrauen auf Zei zwängten sie die Schattenschwarzen zusammen, auf das keiner entrinnen konnte.

Auch schlug er die Dunklen Elben von Zz'armuch. Er ließ nach Vinheik, seinem Zweitältesten schicken und maß ihn mit einer Schnur. Jeder der dunklen Elben, der so jung war, dass er kleiner war als die Schnurlänge, sollte am Leben bleiben und von Menschen gelehrt und belehrt werden. So wurden die Kinder der Dunklen Elben von Zz'armuch Roger Untertan, auf dass man sie nicht töten musste.

Vers 13 - "Das Schicksal Zobas"

Der heilige Roger und seine Mannen zogen weiter wider die Feinde und brachen auf in das Königreich Zoba. Roger ließ sich von Jelindrael berichten von der Jahrhunderte währenden Schönheit und der Anmut des Landes, in das sie zu gelangen suchten. Jelindrael sprach von spiegelklaren Seen, von Wäldern ungeahnter Schönheit und von reichen Feldern, deren Ähren zum Ende des Sommers hin gülden in der Sonne stünden. Doch Jelindrael Verstummte, als man über den schmalen Pass am mächtigen Berg Miralis hinter sich ließ. Dort lag nicht das reiche Land von dem Jelindrael berichtet hatte, sondern ein brach liegender, nebliger Moloch, angefüllt von Hass und Dunkelheit, bar jeder Schönheit.

„Nur der rechte König herrscht weise“, sprach der Heilige, als er den Blick über die von trübem Nebel verhangenen Ebenen des Tieflandes schweifen ließ. „So ist es nicht der rechte König, der in Zoba herrscht?“ fragte Jelindrael seinen Herrn. Roger neigte sein Haupt leicht, um den Blick von der Öde abzuwenden. „Er ist es nicht, er kann es nicht sein, da es seinem Volke mangelt und das Land verdorrt.“ „Auch hier werden wir also nicht ohne Kampf passieren können, werden nicht ohne Kampf das Wort der Wahrheit wahren können“, sprach Jelindrael und ließ Kundschafter ausschicken.

Die Heerschar Zeis brauchte nicht lange, um von verängstigtem Volke zu erfahren, welch Schicksal dem blühenden Zoba widerfahren war. Odran von Zoba Verstarb vor langem und Norc erklärte sich wider Endach, dem Sohn Odrans, zum Herrscher von Zoba. Ein erster Krieg zog über das Land, brachte Verwüstung und brennende Felder. Norc herrschte lange Jahre, bis dass sein Sohn Merwan in der Stunde von Pegarons Tod von hinten an seinen Vater trat und diesen niederstreckte. Merwan kehrte dem Heer des Lichts den Rücken und biederte sich der Dunkelheit an, bot dem Gefolge des J’aav Unterschlupf und Heimstatt. Diese nährten sich an Land und Volke Zobas.

Nebel war es, der die Ebenen verhüllte. Nebel war es, der den Berg Miralis verbarg, als Rogers Mannen erneut Aufstellung bezogen, um Merwans Streitmacht auf dem Felde zu schlagen. Wie ein Raunen der Erde waren die Streitwagen Zobas im Nebel zu hören, wie ein fernes Donnern die Schritte seiner Streiter. Jelindrael aber wollte dem Blutvergießen Einhalt gebieten, so ritt er selbst, einzig mit Zeis Banner in der Rechten, vor die Linien des Feindes und rief nach Merwan.

Dieser trat, von zwei Schildträgern mit schimmernden Pavesen geleitet, vor seine Mannen und sprach: „Du bist hier nicht willkommen, Elf. Du und die Deinen, ihr steht auf meinem Grund und diesen werden meine Männer zu verteidigen wissen.“ „Merwan, sieh Zobas Volk an!“, rief Jelindrael dem dunklen Heerführer zu, sodass Merwans Truppen es hören konnten, „Das Volk von Zoba, es ist ausgemergelt, hungrig und verzweifelt! Du wirst es in einen aussichtslosen Kampf führen. Du kannst nicht siegen, Merwan. Nur das Volk Zobas, es wird vernichtet werden in dieser Schlacht – genau wie du vernichtet werden wirst!“ Merwan K’ener aber lachte: „Zobas Volk hat mich selbst zu seinem König gesalbt, so ist es nur Recht, wenn Zobas Volk auch mit seinem König stirbt.“ „Die Wahrheit allein wird auch in dieser Schlacht obsiegen!“, sprach Jelindrael und kehrte zu den Seinen zurück, mit der Kunde, dass Merwan K’ener nicht weichen wolle.

In langer Schlacht traten die Heere gegeneinander an. Und als zur Mitte der Schlacht Rogers Mannen die Oberhand gewannen, brach die Sonne durch den Nebel. Zobas Volk sah dies und ihnen ward ihr Fehlen bewusst. Sie legten ihre Waffen nieder und kämpften nicht mehr. Die dunklen Kreaturen allein hatten es ohne die bedrängten und gezwungenen Menschen ungleich schwerer und so war es nur noch ein kleiner Haufen, der um Merwan K’ener stand hielt, als Roger auf jene zuritt. Das güldene Glänzen ihrer Schilde wies ihm den Weg zum unrechtmäßigen Herrscher, welchen der heilige Roger mit einem Hieb seiner Klinge enthauptete.

Die Schlacht fand ein Ende als die dunklen Kreaturen geschlagen waren und einzig das besiegte Volk Zobas schweigend auf dem Felde standen. Roger nahm von ihnen gefangen zweihundert Gespanne und viertausend Mann Fußvolk. Wie es in diesen Zeiten üblich war, brachte das Volk Zobas Schätze um ihre Gefangenen auszulösen. Der Heilige nahm sie entgegen, doch als er die Gefangenen ziehen lies, machte er ihnen die Schätze zum Geschenk. Er setzte Statthalter ein in Zoba und Zobas Volk wurde Roger untertan, denn Zei half ihm, wo er auch hinzog.

Kein Nebel ward mehr auf den Ebenen Zobas und der Berg Miralis wies mahnend hinauf zum Kristall, als wolle der Berg selbst das Volk Zobas den Wahren Glauben neu lehren. Roger nahm die goldenen Schilde, die Merwan K'ener's Männer gehabt hatten und ließ sie nach Akai bringen.

Vers 14 - "Romans Verkündung"

Als Zoba befreit und das Heer des Lichtes bereit war, nach Osten der Finsternis entgegen zu ziehen, kam die junge Elazar zum heiligen Roman und fragte ihn: „Verzeiht Heiliger, ich habe Angst, nicht vor der bevorstehenden Schlacht oder um mein eigenes Leben, denn dies bin ich bereit für Zei den Herrn zu geben, sondern um meine gefallenen Freunde. Werden ihre Leiber und Seelen Ruhe finden oder in diesen Landen der Finsternis anheim fallen?“

Da schritt der heilige Roman in die Mitte des Heerlagers, stieg auf einen kleinen Hügel und die Krieger des Lichtes, Herren wie Gemeine, kamen von überall herbei, setzten sich um den heiligen Roman und lauschten seinen Worten: „Habt keine Angst um eure Gefallenen. Denn der Herr Zei errettet jeden, der ihm gefällig lebte, vor der Finsternis und der Verdammnis. So werdet auch ihr nach eurem Tode vor den Herrn treten und er wird über euch richten, ob ihr würdig seid an seiner Seite zu stehen und mit ihm diese Welt vor der Dunkelheit zu bewahren oder für immer in Vergessenheit zu geraten.“ Darauf erhob sich Yerodin und sagte: „Herr, wir sind bereit alles zu tun, bitte lehre uns, wie wir ein zeigefälliges Leben führen sollen!“

Da sprach der heilige Roman: „Die Wahrheit steht über allem. Darum sollt ihr nicht lügen. Die Lüge ist der erste Schritt in die Dunkelheit. Und sei die Lüge noch so klein, so ist sie eine Sünde und ein Frevel gegenüber Zei, dem Herrn. Denn Zei ist der Herr der Wahrheit und nur Wahres und Wahrhaftiges findet sein Wohlgefallen. Deshalb ist die Lüge die Sprache der Finsternis und verdammt seien alle, die sich ihrer bedienen.

Ihr sollt der Menge nicht auf dem Weg zur Dunkelheit folgen. Denn Zei ist der Herr des Lichtes und an seiner Seite wird nur derjenige stehen, welcher auf dem Weg des Lichtes und des Rechtes gewandelt ist. Dieses ist die Welt des Lichtes, die Welt des Herrn und er beschützt diese Welt gegen die Finsternis und die Verdammnis, so wie er auch jeden von euch beschützt. Darum lasset euch nicht verleiten von den Versuchungen und Versprechungen der Finsternis, sondern streitet gegen die Dunkelheit, wo immer sie euch begegnen möge.

Wer ohne Grund Menschenblut vergießt, dessen Blut soll von Menschenhand vergossen werden. Darum sollt ihr nicht morden. Es gibt keine größere Sünde, als das Leben eines Unschuldigen zu nehmen, denn dadurch macht sich derjenige zu einem Diener der Finsternis. Dies erzürnt den Herrn Zei so sehr, das kein Platz mehr für den Sünder in dieser Welt sein soll. Die Untergebenen und Kreaturen der Dunkelheit sollt ihr aber erschlagen, so dass ihre Brut und ihr Irrglaube von dieser Welt getilgt werden, denn dies ist Zei, dem Herrn, ein Wohlgefallen.

Ihr sollt den Namen Zeis nicht missbrauchen; denn Zei wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Der Name und das Wort des Herrn sind die reine Wahrheit, deshalb soll jeder, der falsches Zeugnis über sie ablegt oder sie zu seinem Zwecke verfälscht, der Finsternis anheim fallen und für ewig geächtet sein. Es sei eure Pflicht, jedem dieser Frevler und Lügner mutig entgegen zu treten und ihn mit Wort oder Schwert zum Schweigen zu bringen.

Ihr sollt die Wesen des Lichts mit Respekt behandeln, so auch Bauern, Vasallen und Knechte. Zei, der Herr, beschützt und segnet diese Welt des Lichtes, in der jedes Kind ohne Sünde geboren wird, darum achtet selbst den ärmsten Mann, denn vielleicht ist er noch rechtschaffener, noch barmherziger, noch stärker im Glauben an Zei als ihr selbst, denn nur dies entscheidet, wie sehr er in der Gunst des Herrn steht.

Die Fremden sollt ihr nicht bedrängen und bedrücken, denn auch ihr wäret Fremde im Himmelreich. So heißt jeden Fremden an eurer Tafel willkommen und gebt ihm etwas vom Mahle, denn so wird euch auch der Herr an seiner Tafel empfangen, wenn ihr einst an seine Seite tretet. Erzählt dem Fremden von der Wahrheit und von Zei, dem Herrn, denn einzig über den wahren Glauben führt der Weg zu Zei.“

Nachdem der heilige Roman gesprochen hatte, sanken alle auf die Knie, beugten ihr Haupt und der heilige Roman tat es ihnen gleich. So beteten sie zu Zei, dem Herrn.

Vers 15 - "Der Zug gen Osten"

Mit festem Willen und starkem Glauben brach das Heer des Lichtes nach Osten auf, dem finsteren Unheil entgegen. Randolf und seine Mannen banden sich schwarze Bänder um ihre Häupter als Zeichen ihrer Erfurcht vor ihren gefallenen Brüdern. So kämpfte das Heer des Lichtes siegreich auf den Feldern von Mal Gadun, in der Ebene von Siedan, befreite die Stadt Gul`Damesch und nahm die Feste Kal`Ador.

Reiche und Länder fielen ihm anheim. So gingen die Monate ins Land und noch bevor die Länder der Dunkelheit erreicht waren, brach der Winter herein. Nun ließ der heilige Roger das Winterlager aufschlagen. Doch der Winter war hart in der Kahlen Ebene, gleich als hätte die Finsternis alles Leben zum Erstarren gebracht. Hunger und Angst breiteten sich unter den Männern aus, viele von ihnen litten bittere Not. Am Tage, als der Winter am kältesten und die Nacht am dunkelsten war, da traten Roger und Roman aus ihrem Zelt hinaus in die klirrende Kälte.

Roman erhob seine Stimme. "Haltet aus. Mögen Kälte und Entbehrung noch so groß sein. Vertraut auf Zei, den Herrn, denn wer auf ihn vertraut, den wird er belohnen und auf den rechten Weg führen. Derjenige aber, der sich abwendet, wird der Dunkelheit anheim fallen.“ Da trat Elazar hervor und sprach: „Heiliger, wahrhaftig, wir sind fest im Glauben, doch wie soll dieser uns Nahrung sein?“ Schweigend sank der heilige Roman auf die Knie und begann zu beten und der heilige Roger trat es ihm gleich.

Und siehe, am nächsten Morgen schob sich die Sonne, mühsam noch, rot und warm am Firmament in den Himmel. Durch Zeis Segen war das Ende des Winters besiegelt. Aus dem Schnee wuchsen grüne Sprösslinge, die alsgleich begannen, sich zu erheben und zu wachsen, bis blühende Bäume aus ihnen geworden waren. Doch auch diese Blüten wandelten sich binnen kurzem in pralle, runde, sonnengoldene Früchte.

Und der heilige Roman sprach: „Nähret euch, Männer und Frauen, mit diesen Früchten, die Zei euch gab.“ Die Streiter des Lichtes dankten dem Herrn. Nur Elazar trat vor Roman. Sie fiel auf die Knie und sprach: „Vergebt mir Heiliger, ich zweifelte, ich war nicht stark genug, um dem Herrn zu vertrauen. Als Buße werde ich nichts von den Gaben Zeis zu mir nehmen und fasten, um Vergebung zu erlangen.“

Vers 16 - "Die Knechte der Dunkelheit"

Nach Tagen und Nächten der Wanderung waren sie alsbald von ewiger Düsternis umhüllt, als die Späher ein Lager in der Dunkelheit vor ihnen ausmachten. Hier hausten die Mannen des Königs von Gantzberg. Der Muur hatte ihnen Macht und Reichtum Versprochen. Daher hatten sie sich der Dunkelheit Verschrieben. Viele von ihnen litten an Wunden aus vergangenen Schlachten, welche nicht verheilen wollten. So strafte der Muur sie für Versagen in der Schlacht. Keiner von ihnen erhob eine Waffe, als Jelindrael durch das Lager ging.

In der Mitte des Lagers blieb Jelindrael stehen und kündete mit klarer Stimme von den Taten der Heiligen. Da kamen sie heraus gekrochen aus ihren armseligen Zelten und Verschlägen. Und Jelindrael sprach: „Roger besiegte die Dunklen Elben in Akai und Zz'armuch, er bestrafte die Verräter von Zoba und das Heer des Lichtes ward unter ihm unbesiegt. Nun ist er gekommen, um den J’aav zu vernichten und der Finsternis ein Ende zu bereiten. Wendet euch ab von eurem Tun, legt nieder eure Waffen zu Füßen der Heiligen und wendet euch ab von der Dunkelheit.“ Und siehe, sie erkannten und ergaben sich in die Gnade der Heiligen. Als sie vor die Heiligen traten berichteten sie, dass der J’aav um Rogers Vordringen wusste und ein gewaltiges Heer zusammengerufen hatte.

Vers 17 – "Der Hort der Finsternis"

Die Streiter des Lichtes zogen den Heerscharen des J’aav entgegen. So kam es zur Schlacht. Obgleich sie in der Unterzahl waren, übertönten die Choräle der Streiter des Lichtes das grausame Geschrei der finsteren Krieger. Die Schlacht wogte hin und her. Der heilige Roger selbst führte einen Vorstoß von einhundertsechsundzwanzig Tapferen gegen den Tempel der Finsternis. So kämpften sie sich unter großen Verlusten vor bis zum Finstersten des Tempels.

Doch nur Roger, Jelindael und Randolf gelangten in den Hort des J’aav. Dort traf der heilige Roger auf den J’aav, der sich wider der Wahrheit Zeis zum König der Könige gemacht hatte. Lange tobte der Kampf zwischen der Ausgeburt der Finsternis und dem Abgesandten des Herrn des Lichtes. Der Heilige kämpfte genauso unsagbar tapfer und ehrenhaft, wie der Muur hinterlistig und böse zurückschlug. Da Roger aber im Glauben beständig und im Vertrauen auf die Macht des Herrn Zei stark war, gelang es ihm, nachdem beide bereits schwer verwundet waren, dem J’aav den Kopf vom Leibe zu trennen. Die Dunkelheit war besiegt, die Zeit des „Großen Chaos“ war vorbei und das Licht hatte über die Finsternis gesiegt.

Randolf stützte seinen schwer verletzten Herrn als sie den finsteren Tempel verließen und brachte ihn zum heiligen Roman. Dieser segnete Roger und sprach: „Sehet, die Dunkelheit ist besiegt und die Heerscharen der Finsternis sind vernichtet, denn Zei, unser barmherziger Herr, hat den Sieg in unsere Hände gelegt.“ Da fielen die Streiter des Lichtes auf die Knie, sie lobpreisten und dankten Zei, dem Herrn, und gelobten, nach seinem Willen zu leben.

Da tat der heilige Roger seinen letzten Atemzug und ein großes Wehklagen brach aus. Doch da lichtete sich die ewige Düsternis, das Licht durchbrach die Dunkelheit und die Sonne ging so gleißend hell und schön am Horizont auf wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Darauf trug man den heiligen Roger auf einen nahen Berg, bettete ihn auf Holz und Reisig und ölte sein Haupt. Hoch schlugen die Flammen und Zei, der Herr, nahm ihn an seiner Seite auf.

Vers 18 - "Die Heimfuhr"

Nachdem die letzte Schlacht gegen das Heer der Finsternis geschlagen ward, brach der heilige Roman mit den Streitern des Lichtes auf und führte den Heerzug zurück aus den Landen, welche der J’aav und seine Knechte verwüstet hatten. An ihrer Spitze ritt Jelindrael mit dem Banner Zeis in der Rechten und alle, denen sie begegneten, verneigten sich vor ihm und preisten den Herrn. In ihrer Mitte schritt der heilige Roman, umgeben von den Edelsten der Edlen und mit Jendara, welche Rogers Jüngsten auf dem Arme trug. Obwohl das Land karg war, hungerte und dürste es niemand, denn Zei, der Herr, beschenkte sie mit den wunderbarsten Gaben.

So zogen sie bis nach Akai. Dort Versammelten sich die Könige und Fürsten des Heeres des Lichtes um den heiligen Roman und Rogers zwölf Knaben. Aber es kamen auch Edle, welche sich nicht am Kampfe gegen die Finsternis beteiligt hatten und baten den Heiligen reumütig um Vergebung für ihre Feigheit und ihren Unglauben. Der heilige Roman vergab ihnen und mahnte sie, ab jetzt auf dem Wege des Herrn zu wandeln. Da traten die Könige an den Heiligen heran und wollten ihn ausrufen zum neuen König der Könige.

Doch der heilige Roman sprach: „Nein, ich kann nicht zum König der Könige werden, mein Platz ist an der Seite des barmherzigen Zei und dorthin werde auch ich zurückkehren. Auch sollt ihr keinen anderen zum König der Könige bestimmen, denn dies obliegt allein dem wahren Herrn. Nun ist es an euch das Jegliche wieder aufzubauen, doch dabei dürft ihr euch nicht verleiten lassen, vom Wege des Herrn abzukommen. Denn die Dunkelheit ist in diese Welt gekommen und in jedem von euch ist ein Stück Dunkelheit verblieben, deshalb folgt nicht der Lüge, dem Hass, dem Neid, der Missgunst oder der Gier, sondern besinnt euch auf eure Tugenden und die Gesetze des Herrn. Wenn ihr alle gerecht, wahr und barmherzig lebt, so wird Zei, der Herr, der einst über euch alle richten wird, euch segnen und vor der Finsternis erretten. So ist es nun an euch, an euren Rittern, Knechten und Untertanen, die Dunkelheit in euren Herzen und auf euren Wegen zu bekämpfen, damit sie nie wieder erstarken möge.“

Drei Tage darauf Versammelte der heilige Roman Rogers zwölf Söhne und die edelsten Mannen um sich auf einem Hügel bei Akai und er sprach zu Rogers Söhnen: „Ihr, da ihr vom Blute eures Vaters und von Zei dem Herrn gesegnet seid, ist es an euch, den Glauben an Zei in dieser Welt zu beschützen und zu verbreiten. Deshalb brecht auf und lehrt den Menschen die Worte des Herrn. Fürchtet euch nicht, denn Zei wird mit euch sein und euch leiten und beschützen. Denn ihr seid die Söhne Rogers, von edelster Geburt. Doch greift nicht nach Macht, sondern richtet all euer Streben darauf, den Menschen zu helfen, im Namen Zeis zu leben.

Einzig du, Vinheik, sollst sein der König neben dem König, der Fürst neben dem Fürsten, aber auch der Bettler neben dem Bettler. Du sollst himmelhoch über ihnen stehen und doch zugleich tief dein Haupt neigen vor jedem, der sein Leben nach dem Wunsche des Herrn lebt.“ Darauf verneigten sich die Edelsten vor Vinheik und den anderen Söhnen. Der heilige Roman aber reichte Vinheik ein Buch und sprach: „In diesem Buch, von meiner Hand verfasst, ist niedergeschrieben, was geschehen ist und was ihr nun lest, so dass es niemals vergessen werde.“ Da fuhr der heilige Roman auf in das Licht.



Die 9 Thesen von Winterberg

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