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Das "ind bara" - Mysterium oder Gefahr

Autor: Melcher Treublatt

Das "ind bara" - Mysterium oder Gefahr. Eine wissenschaftliche Abhandlung von Melcher Treublatt, Wenzinger Universität

Obgleich uns doch vieles, wenn nicht gar alles, an den Elfen ein großes Mysterium ist, so ist sicher das "ind bara" eins der Merkmale, die die Wissenschaftler unseres Landes am meisten beschäftigt. Vorweg muss ich sagen, dass diese Beschreibung des ind bara, was soviel wie "flammendes Herz" bedeutet, nur eine kleine Sammlung von Gerüchten, die ich hörte, und meiner wenigen Beobachtungen ist. Die Elfen reden nicht viel über das ind bara, erst recht nicht zu Außenstehenden und sie würden sich nie einer Verhaltensforschung unterziehen, was ich bei einem solch edlen Volk auch als vermessene Tat sehen würde.

Das ind bara könnte wohl am ehesten als eine Art Ur-Instinkt bezeichnet werden. Betroffen vom ind bara sind ausschließlich männliche Elfen. Interessant ist auch, dass sich die Erscheinung des ind bara hauptsächlich bei Waldelfen findet, die Hoch- und Licht-Elben (wobei ich bei letzteren nur von Erzählungen ausgehen kann, da es mir bisher nicht vergönnt war einen zu treffen) scheinen von dem Verhalten des ind bara nicht betroffen zu sein. Das erste Mal erfährt ein junger Elf das ind bara ungefähr in der Entwicklungsstufe, die wir als Pubertät bezeichnen, danach kehrt das ind bara alle vier bis acht Jahre zurück. Das ind bara setzt im Laufe des Vormittags ein und erreicht am Nachmittag eines Tages seinen Höhepunkt, um dann gegen Abend auszuklingen.
Während des ind bara zeigt der Elf eine erstaunlich wilde und untypische Art. Die Bereitschaft zu Kämpfen steigt, und häufig verspürt der Elf einen starken Drang in den Wald zu gehen und zu jagen, wobei er dies mit einer fast schon animalischen Wildheit tut. Das eigentliche Hauptmerkmal allerdings ist der extreme Sexualdrang. Der Elf wird versuchen im Laufe des Tages eine Frau zu nehmen, gibt sich diese nicht freiwillig hin, wird er alles tun um sie zu bekommen, am Abend dann fällt der Elf in einen tiefen und ungewöhnlich langen Schlaf. Am Tag nach dem ind bara erscheint der Betroffene sehr erschöpft und verbringt normalerweise die meiste Zeit in meditativer Ruhe.

Niemand, bis vielleicht die Elfen und diese würden es nie einem Außenstehenden mitteilen, kann sich das Merkmal des ind bara genau erklären. Wer einmal einen Elfen im ind bara erlebt hat (ich hatte das Glück und sah es zweimal), wird nicht glauben können, dass dieses spitzohrige Wesen vor ihm ein solcher tatsächlich ist. Es ist als wäre jegliche Selbstbeherrschung und ruhige Besonnenheit, für die wir die Elfen besonders bewundern, aus dem Herzen des Elfen verbannt. Mein meint eher ein wildes Tier vor sich zu haben (ich hörte sogar Geschichten von Elfen, die sich die ganze Zeit während des ind bara wie eine Raubkatze auf allen vieren bewegen), einzig der Stolz und die Würde, mit denen uns die Elfen besonders imponieren, scheinen erhalten. Häufig bemalen sich die Elfen mit Grün- oder Erdtönen oder schmücken sich mit Blättern und wirken so manchmal wie ein erwachter Baumgeist.

Die Frage, die Forscher wie mich beschäftigt, ist wo die Ursprünge des ind bara liegen und was der Sinn dieser Erscheinung ist, die sich vollkommen von dem erhabenen Verhalten der Elfen unterscheidet. Das ind bara scheint fast wie ein tierisches Paarungsritual zu sein, allerdings dient es nicht (oder vielleicht nicht mehr?) der Fortpflanzung.
Ebenso wie bei uns Menschen gehen die Elfen Beziehungen oder Ehen miteinander ein, wobei es bei ihnen (fast) ausschließlich aus Liebe geschieht, allerdings hörte ich, dass ein elfisches Paar, welches einen Kinderwunsch hegt, nicht das ind bara abwartet. Beachtenswert finde ich allerdings, dass es bei Paaren mit einer starken Bindung vorkommen soll, dass auch der weibliche Partner in einen ind barad ähnlichen Zustand verfällt und beide Liebenden das ind bara in einer gemeinsamen Art und Weise erleben, ich kann mich hierbei aber nur auf Erzählungen stützen. Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass bei den Mitgliedern einer Sippe das ind bara in ungefähr gleichen Abständen und ungefähr zur gleichen Zeit auftritt. Ältere Elfen außerdem scheinen das nahende ind bara in ihrem Körper zu spüren und können sich somit darauf vorbereiten, wobei es bei jüngeren ohne Vorwarnung aufkommt.

Eine Theorie meinerseits ist, dass das ind bara ein uralter Instinkt ist. Zu beachten ist nämlich, dass, obwohl diese im Vordergrund stehen mag, das ind bara nicht nur eine sexuelle Handlung bedeutet. Der Elf verspürt Verlangen zu jagen und auch zu kämpfen. Nicht umsonst werden in einer Sippe häufig, während des ind bara eines oder mehrerer Angehöriger, Jagd- und Kampfrituale vollzogen. Generell ist es wichtig, das Verständnis und den Umgang von Elfen mit dem ind bara zu beachten. Für uns Menschen mag das ind bara als verwerflich, unelfisch und manchmal sogar barbarisch bezeichnet werden, für die Elfen allerdings ist es ein Teil ihrer selbst. Die Taten in der Sippe während des ind bara, die kämpferischen genauso wie die sexuellen, bedürfen keiner Rechtfertigung und kein Elf muss sich dafür schämen. Anders sieht die Reaktion von Menschen auf das ind bara aus. Nicht umsonst meiden Elfen, die ein nahendes ind bara fürchten, die Gesellschaft von Menschen, und dies nicht nur weil das ind bara ein sehr persönliches Geheimnis ihres Volkes ist. Es gibt Fälle, in denen sich Elfen wegen Vergewaltigung vor Gericht verantworten mussten und für ein Verbrechen schuldig gesprochen wurden, welches in ihren Augen keines ist.

Abschließend kann ich noch sagen, dass diese kleine Abhandlung längst nicht alle Facetten des ind bara beleuchtet, es wird wie das Elfenvolk selbst uns immer ein großes Mysterium bleiben.



Zusammenkunft zwischen Mann und Weib / Die Alamohadenameise

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