Von Motten
Autor: Richard von Talanville
Von Motten
Richard von Talanville
Von einer Studienreise ins Schönthal, und nach Blauenthal, um den Bestand der Wenzinger Motten erstmals in schriftlicher Form niederzulegen.
Zerbrechliche Anklage an zuviel Licht in der Nacht.
Gefräßige Mahnung an gutbürgerliche Kleiderschränke.
Neurotisches Vorbild für hektische Nachtschwärmer.
Irrsinnig umherfliegend mahnt sie uns, anders zu werden, damit der Zweck unseres Lebens nicht sei, im sinnlosen Flug zerschlagen zu werden.
Tineola biselliella
Tineola biselliella, die Wams- oder auch Kleidermotte kommt ganzjährig in ganz Wenzingen vor, und ist selbst in den Eisensteiner Höhen sehr häufig anzutreffen. Die erwachsene Wams- oder Kleidermotte ist gelblich-weiß und wird etwa 9 Millimeter lang. Andere Mottenarten sehen sehr ähnlich aus: Die Pelzmotte (Tinea pellionella) wird bis zu 9 Millimeter lang, die Fellmotte (Monopis rusticella) wird bis zu 8 Millimeter lang und die Tapetenmotte (Trichophaga tapetzella) wird bis zu 17 Millimeter lang. Sie lebt auf Fellen, geht aber nicht an den Laurenzer Wandverzierungen, wie der irreführende Namen vermuten lässt. Die Korkmotte (Tinea cloacella) wird bis zu 7mm lang. Die Larve lebt in Flaschenkorken und wird deshalb auch fälschlicherweise des häufigeren Korkwurm genannt.
Die Weibchen von Tineola biselliella legen ihre bis zu 100 Eier einzeln an Stoffen ab. Es dauert etwa zwei Wochen, bis die Larven (Raupen) schlüpfen, die eine gelbliche Färbung aufweisen. Die ganze Entwicklung dauert bei genügender Luftfeuchtigkeit, ausreichendem Futter und entsprechender Temperatur circa drei Monate. Die befallenen Gewebe sind mit sichtbaren Gespinströhren durchzogen - gerade diese Röhren erschweren eine effektive Bekämpfung dann sehr. Die befallenen Textilien und Stoffe werden völlig durchlöchert.
Trachtet man danach, gelagerte Kleidungsstücke gegen Tineola biselliella zu schützen, sollten diese regelmäßig kontrolliert werden und möglich kühl und trocken aufbewahrt werden. Kleidermotten mögen bestimmte Gerüche nicht, so dass sich Duftsäckchen empfehlen, die z.B. Lavendel oder Kampfer enthalten.
Sitotroga cerealella
Sitotroga cerealella, die gemeine Getreidemotte ist ein grau-gelblicher Falter mit 10-20 Millimeter Flügelspannweite, und hat einen Fransensaum und schmutzig-lehmgelbe Vorder- und Hinterflügel. Sie lebt verbreitet in feuchten Getreidelagern, Hülsenfrüchten und Samen Sie beeinträchtigen Geruch und Geschmack des befallenen Korns.
Die Eiablage erfolgt in Gruppen von bis zu 20 Stück am Korn. Die Eier sind weißlich bis rötlich, und wie zu erwarten, eiförmig, mit feinen Längs- und Querstreifen. Die Larven des 1. Stadiums sind ca. 1,0 Millimeter lang und rötlich, die des Letzten bis zu 7 Millimeter und gelblich, es finden 4 oder gar 5 Häutungen statt. Der gesamte Zyklus einschließlich der Verpuppung findet im Korn statt.
Sogar die Überwinterung in unbeheizten Winterlagern ist in seltenen Fällen möglich, Eiseskälte wird jedoch, so zeigten Beobachtungen auf dem Wolkenstein, nur einen Tag ertragen. Gesamtentwicklungsdauer bei sommerlicher Hitze sind rund 35 Tage Die erwachsene Motte lebt 1-2 Wochen.
Nemapogon
Nemapogon, die Kornmotte ist ein graubrauner Falter mit 10-14 Millimeter Flügelspannweite. Die Flügel sind weiß mit unregelmäßigen braunen bis schwarzen Flecken. Das Tier hat einen Fransensaum an Vorder- und Hinterflügeln. Im ganzen Reiche verbreitet in Getreide, Trockenobst, getrockneten Speisepilzen, Saatgut, aber auch an den Fruchtkörpern des Echten Hausschwamms, in Flaschenkorken, Tabakwaren.
Die Eiablage erfolgt einzeln im jeweiligen Substrat, die Larvenentwicklung dauert 3-4 Monate. Im letzten Larvenstadium wandern die Larven aus dem Substrat ab und verpuppen sich gut versteckt in Ritzen.
Ephestia kuehniella
Ephestia kuehniella, die Mehlmotte. Das Tierchen ist ein grauer Falter mit 20-25 Millimeter Flügelspannweite, und ist weit über das Reich hinaus verbreitet in Mühlen, Bäckereien, Kornlagern und Haushalten. Schaden entsteht durch Larvenfraß, Spinntätigkeit und Kotverunreinigungen vorwiegend in Getreide, Getreideprodukten, Mehl, Nüssen, Backwaren, und Hülsenfrüchten. Die permanente Spinntätigkeit der Larven führt vor allem in Mühlen zu Verklumpungen.
Die Eiablage einzeln oder in kleinen Ketten, die Eier sind weiß, oval, Larven des 1. Stadiums sind 1-1,5 Millimeter lang, die des letzten 15-20 Millimeter, weißlich, grünlich oder rötlich, Kopfkapsel und Nackenschild sind braun, es finden 6 Häutungen statt. Die Verpuppung findet faszinierenderweise an der Nährsubstratoberfläche statt - es gibt kein Abwandern!
Überwinterung in unbeheizten Winterlagern ist möglich, Eiseskälte wird mehrere Tage ertragen. Die gesamte Entwicklungsdauer bei Hitze beträgt gut 40, manchmal gar 50 Tage, bei Frühlings- oder Herbstwetter 60 Tage die adulte Motte lebt bis zu 2 Wochen.
Ephestia elutella Speichermotte oder Tabakmotte
im Süden auch Kakaomotte genannt Ephestia elutella ist ein graubrauner Falter mit 15-20 Millimeter Flügelspannweite. Die Vorderflügel zumeist graubraun mit wellenförmigen dunkel umsäumten Querbinden, die Hinterflügel hellgrau bis silbern In Wenzingen verbreitet, außer im Eisensteiner Gebirge, mitsamt den Ausläufern. Sie ist anzutreffen in Getreidelagern, in der Süßwarenproduktion, und in Tabakkisten. Ansonsten steht es frei, sie wie die weithin bekannte Dörrobstmotte zu behandeln.
Die Eiablage erfolgt in Gruppen von 4-5 auf dem Substrat. Die Eier sind gelblich, oval, und haben eine raue Oberfläche. Die Larven des 1. Stadiums sind ca. 1,2 Millimeter lang, die des Letzten bis zu 15 Millimeter weißlich, grünlich oder rötlich. Die Kopfkapsel und Nacken- und Afterschild sind braun. Es finden 5-6 Häutungen statt. Verpuppung nicht an der Nährsubstratoberfläche - wie bei der Dörrobstmotte. Überwinterung in unbeheizten Winterlagern ist möglich, Kälte macht ihnen recht wenig aus, und wird problemlos mehrere Tage ertragen. Gesamtentwicklungsdauer bei gemäßigter Wärme zwischen 42 und 95 Tagen die adulte Motte lebt im Sommer bis zu 2 Wochen, im Winter ca. 2-4 Wochen.
Dörrobstmotte (plodia interpunctella)
Plodia interpunctella ist ein possierlicher grau-brauner Falter mit Flügelspannweite 14-20 Millimeter, mit einer äußerst auffälligen Färbung der Vorderflügel. Die äußere Hälfte ist kupferrot mit brauner Bänderung, die innere gelblich bis hellgrau. Die Plodia inerpunctella ist verbreitet in Lagerhäusern, Kornkammern, Mühlen, und Haushalten, und ist ursprünglich wohl im Kristallmeerraum beheimatet. Sie verursachen Schaden durch Larvenfraß, Spinntätigkeit und Kotverunreinigungen vorwiegend in Trockenobst, Nüssen, Getreide, Getreideprodukten, Schokolade, Sämereien und Medizin.
Die Eiablage einzeln oder in Gruppen Die Eier sind weiß, 0,5 x 0,3 Millimeter, oval, klebrig die Larven sind zuerst 1,5 Millimeter lang, zuletzt bis 19 Millimeter, weißlich, grünlich oder rötlich Kopfkapsel und Nackenschild sind braun, und es finden 5-7 Häutungen statt . Zur Verpuppung wandern die Larven aus dem Nährsubstrat ab und verpuppen sich gut versteckt in Ritzen. Hier dann mehrere Monate Diapause und Überwinterung.
Sie vertragen Eiseskälte mehrere Tage. Die Gesamtentwicklungsdauer beträgt im Sommer 30 Tage, bei mildem Wetter 74 Tage. Die adulte Motte lebt 2-3 Wochen
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